Editorial DIALOG | Ausgabe 110

Basil Kerski, Chefredakteur
Basil Kerski, Chefredakteur

 

Seit vielen Jahren bemüht sich die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband e. V. (DPGBV) um die Präsenz der deutsch-polnischen Geschichte in der deutschen Erinnerungskultur. So wandte sich 2008 die damalige Vorsitzende des Bundesverbandes, Angelica Schwall-Düren, an den Berliner Senat mit der Idee, zum 20. Jahrestag des Berliner Mauerfalls Lech Wałęsa als einen der Architekten der neuen politischen Ordnung Europas zu würdigen. Berlin hatte zuvor Michail Gorbatschow und George Bush Senior geehrt. Einem Polen, einem Vertreter der Solidarność hatte die Stadt nie gedankt. Die Anfrage von Angelica Schwall-Düren stieß zunächst auf wenig Verständnis. Eine kurze, kompetente Lektion Angelica Schwall-Dürens über die Bedeutung der Solidarność für den Zusammenbruch des Kommunismus und für die Entwicklung Deutschlands änderte jedoch die Haltung der politischen Eliten Berlins. Der Solidarność-Gründer Lech Wałęsa wurde daraufhin vom Berliner Senat mit der renommierten Ernst-Reuter-Plakette ausgezeichnet und als Ehrengast zu der Feier des Mauerfalls 2009 nach Berlin eingeladen. Und auch am 9. November 2014 war Wałęsa wieder Ehrengast der Berliner Landesregierung. Die deutsch-polnische Partnerschaft ist somit heute Teil der offiziellen Berliner Erinnerungskultur. Auf dem Weg zur deutschen Hauptstadt besuchte der Friedensnobelpreisträger am 7. November 2014 in Dresden die Jahrestagung der DPGBV. Im Sächsischen Landtag überreichten ihm Dietmar Nietan und Rita Süssmuth im Namen der DPGBV den DIALOG-Preis 2014. In seiner Laudatio, die Sie in dieser neuen DIALOG-Ausgabe lesen können, würdigte Dietmar Nietan nicht nur die Bedeutung der Solidarność für die Demokratisierung Mitteleuropas und damit die Einheit Deutschlands, sondern unterstrich auch die universelle Rolle der Solidarność. Die Solidarność-Bewegung, so Nietan, habe eine neue politische Kultur geschaffen. Sie sei eine Anti-Revolution gewesen, eine Friedensbewegung ohne revolutionären Pathos, der den Menschen verspreche, das Himmelreich auf Erden zu schaffen. Für die Solidarność sei die Wirklichkeit wichtiger gewesen als die Verwirklichung einer Ideologie. Um an die Wirklichkeit zu erinnern und aktuelle Herausforderungen zu betonen, hat der Bundesverband neben Wałęsa, auf Vorschlag der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen, die stillen Helden unserer Zeit gewürdigt. Der zweite DIALOG-Preis wurde dem Interregionalen Gewerkschaftsrat Elbe-Neiße verliehen, der sich seit vielen Jahren für soziale Entwicklung der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion einsetzt und auf diesem Wege den Frieden in der Mitte Europas sichert. Den DIALOG-Preisträgern 2014 gratulieren wir sehr herzlich!

Basil Kerski

 

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