"Nicht ähnlich zu sein, bedeutet Verrat"

Agnieszka Drotkiewicz im Gespräch mit der Schriftstellerin Dorota Masłowska

In Deinem Theaterstück "Wir kommen gut klar mit uns” fällt der Satz: "Einst waren alle Menschen Polen." Dieser Satz wird von einem Radiomoderator ausgesprochen, dessen Sprache eine Parodie ist. Auch wenn diese Äußerung politisch absolut unkorrekt sein mag, so scheint es mir, als enthalte der Satz eine unangenehme Wahrheit: Das ist Ethnozentrismus, der sich mit den Worten "Einst waren alle Menschen wir" zusammenfassen lässt, und der immer wieder zu einem wichtigen Bestandteil der Identität wird. 

Nachdem ich gelernt hatte, auf die Art und Weise zu schreiben, um gewisse Wahrheiten ausdrücken zu können, das heißt, seitdem es mir gelungen war, das Schreiben über das Elend meiner Existenz und die Selbstzensur zu überwinden, kam auch das Gespür dafür, verschiedene Überlegungen, die ich nicht als ich ausdrücken könnte, zu karikieren und sie Personen in den Mund zu legen, mit denen sich der Leser keineswegs identifizieren konnte. Die Tatsache, dass man sie aus einer Entfernung, aus dem Mund eines Monsters hört, bewirkt, dass man sich von Worten distanzieren, sie neu wahrnehmen kann. Ich bin mir dessen bewusst, dass es an dem Leser größtenteils vorbei geht und ihm das Gefühl vermittelt: "Es gibt welche, die so denken, zum Glück gehöre ich nicht dazu." Doch in Wirklichkeit sind alle Gedanken, die im öffentlichen Diskurs kreisen, auch unsere. Wir können eine Wahl vortäuschen, wir können manche Ansichten teilen, und andere nicht, aber all das ist tief in uns alle verwurzelt. Diese Formulierung wurde dem Radiomoderator in den Mund gelegt, einer der am stärksten kompromittierten Personen, denn sie erinnert uns an den mythischen Pater Rydzyk; diese Person wird also von vornherein ins Lächerliche gezogen, aber gleichzeitig tragen wir sie in uns und das nicht nur deswegen, weil die Deutschen davon überzeugt sind, dass alle einst Deutschen waren - das ist die eine Schicht, und die weitere Schicht ist die Tatsache, dass diese Überzeugung auch bei den Polen stark entwickelt ist. 

Deine dramatis personae stehen weinend an einem Radioapparat, während der Moderator mit zitternder Stimme von dem Zusammenbruch des Polnischen Imperiums berichtet: Uns wurden Australien, Amerika und schließlich auch Deutschland genommen. 

Ich denke, bei "Wir kommen gut klar mit uns" sind wir imstande, die Aussagen der Protagonisten nur deswegen als neu zu betrachten, weil diejenigen, die diese Worte aussprechen, hässliche Kleidung tragen und uns damit signalisieren "wir sind nicht ihr". Das führt dazu, dass wir uns das alles anhören und uns totlachen können, aber in Wirklichkeit werden wir von diesen Gedanken durchaus angesprochen. 

Mir scheint, als ob dieser Ethnozentrismus, dieses Bedürfnis, dass "alle Menschen mir ähnlich sind, und sind sie es nicht, sollten sie sich ändern" größtenteils auf den Geburts- und Wohnort zurückzuführen sind. Man kann Zeitschriftenartikel darüber schreiben, dass "Warschau sich in eine moderne Metropole verwandelt, weil es dort schon zwei Star­bucks-Filialen gibt", doch das, was solche Städte wie Berlin, London oder New York zu Metropolen macht, ist wohl kaum ihre Anzahl an Starbucks-Cafés, sondern ihre Multikulturalität. 

Nach meinen verschiedenen Reiseerfahrungen kommt mir Polen in dieser Hinsicht sehr spezifisch vor. Ich will jetzt nicht von einer "Kluft zwischen uns und dem Westen" reden, ich meine eher unsere Anpassung an den Westen, die keineswegs unser Ziel sein muss, sondern eine Folge natürlicher historischer Gravitation ist. Diese Anpassung ist insofern unmöglich, oder wird Unmengen an Zeit erfordern, weil durch unsere Geschichte, dadurch, dass Polen mehrere Jahrzehnte lang ein hermetisch abgeriegeltes Land war, die Menschen an der gesellschaftlichen Homogenität hängen, daran, dass sie alle gleich sind. Sogar in der Art der Kleidung oder der Verhaltensweisen scheint es mir stark ausgeprägt zu sein. Entweder verhältst du dich wie alle anderen oder du bist ein Feind - das ist die Alternative. Wenn ich nach Wejherowo, in meinen Heimatort zurückkehre, wenn ich in die Fenster schaue, sehe ich bei allen die gleichen Möbel in ihren Wohnungen, und es geht nicht darum, ob sie billig oder hässlich sind - interessant ist dabei die Konsequenz. Ich bin zwar keine Soziologin, aber ich denke, dass es in Wejherowo daher kommt, dass es eine kleine Gemeinschaft ist, die nach dem Prinzip handelt: Alle achten darauf, sich von den Anderen nicht zu unterscheiden. Nicht ähnlich zu sein, bedeutet Verrat. Ich weiß nicht, ob ganz Polen so funktioniert, ob die Menschen auf diese Art ihr Polentum, ihre Identität schützen. Sicherlich, auf einer bestimmten Ebene haben wir alle, unsere Generation eingeschlossen, die Erwartung, dass alle weiß und heterosexuell sein würden. Ich denke, Polen wird gegen die Anderen noch lange resistent bleiben. 

Meine Bekannten aus Stockholm haben mir erzählt, dass wenn sie nach Warschau kommen, sie erschüttert sind, weil hier alle weiß sind. Die größte ethnische Minderheit in Polen sind wohl die Vietnamesen, aber auch sie sind auf den Straßen nicht zu sehen. 

Die Vietnamesen leben hier in ihrem eigenen Staat. Ich hatte sehr lange den Eindruck, dass der einzige multikulturelle Ort in Polen das "Stadion Dziesięciolecia" war. Da sah man bereits polnisch-vietnamesische und polnisch-pakistanische Ehepaare; ich glaube aber, dass es mit der polnischen Mentalität immer noch so ist, dass eine Frau, die einen Ausländer heiratet, gewissermaßen eine Verräterin ist, die das "Blut verdirbt". Ich sehe das als eine Folge unserer Geschichte. 

Früher waren wir mit Sicherheit ein überaus multikulturelleres Land. Ich denke dabei nicht nur an Juden, sondern auch an ausländische Kaufleute, italienische Architekten, von denen viele in den Krakauer Kirchen begraben worden sind. 

Mich hat der Film "Po-lin. Spuren der Erinnerung" von Jolanta Dylewska tief beeindruckt. Dylewska hat versucht, anhand der Vorkriegszeitdokumente aus Warschau und den anliegenden Kleinstädten deren damaliges Aussehen zu rekonstruieren. Ich fand es erschütternd zu sehen, wie Juden und Polen Hand in Hand zusammengelebt haben - das war deswegen so erschütternd, weil all das beinahe in Schutt und Asche verwandelt wurde. Es war schrecklich traurig, eine ausgerottete Kultur zu sehen. Vielleicht rührt die Tatsache, dass die polnische Gesellschaft über ihre Homogenität dermaßen wacht, daher, dass sich die Multikulturalität in dem historischen Glücksrad gegen uns gewendet hat? Aus dem, was ich in Deutschland beobachte, was ich in den Gesprächen mit meinem Übersetzter Olaf Kühl erfahren habe, schließe ich, dass im Angesicht der Vereinigungs- und Anpassungsprozesse und der Euro-Einführung die nationalistischen Tendenzen wieder im Kommen sind. In München war ich auf einem Hip-Hop-Konzert und konnte meinen Augen und Ohren nicht glauben - ein Bandmitglied war ein Afroamerikaner, doch die Atmosphäre und die Songtexte waren von einem hysterischen und spontanen Kult um den eigenen Staat - Deutschland - durchtränkt. Das ist natürlich ein Fall für einen Soziologen, aber manche Schwingungen spürt man einfach in der Stimmung. 

Während ich durch die Kantstraße mit ihren chinesischen Restaurants, Thai-Massagesalons etc. lief, konnte ich es mir vorstellen, dass sie etwas von dieser New Yorker Atmosphäre einer Arche Noah aller Kulturen ausstrahlt. Wie siehst Du Berlin in Bezug auf New York? 

Berlin erinnert sicherlich an New York. Andererseits bedeutet "Amerikaner" keine Nationalität, alle sind gemischt; ein Deutscher wiederum hat eine starke nationale Identität. Vielleicht kompensiert die Liebe zu Amerika, zu New York und zum amerikanischen Präsidenten die Abstammung von einem gemeinsamen Ahnen? Ich kenne mich mit so etwas nicht aus, aber ich spüre es intuitiv, dass Berlin viel deutscher als New York amerikanisch ist; außerdem gibt es in Berlin viel mehr Geschichte zum Anfassen, als in den USA. 

Bei der Lektüre Deiner E-Mails aus New York (die in der Monatszeitschrift "Lampa" veröffentlicht wurden) oder aus Berlin begeisterte mich der Reichtum der dort festgehaltenen Sinneseindrücke: die Farbe des Himmels, der Geruch der Luft, der Geschmack von türkischem Gebäck. Glaubst Du, dass der Wechsel der Umgebung, der uns aus der gewohnten Bahn wirft, unsere Sinne unglaublich schärft, die Membran herunterreißt und uns einen viel näheren Kontakt zur Wirklichkeit ermöglicht, zu ihrer sinnlich wahrnehmbaren Schicht? 

Das ist eine sehr wertvolle Erfahrung: Den Raum hinter sich zu lassen, in dem du dich automatisch bewegst, in dem du deine vertrauten Pfade hast und wo alles einerseits viel einfacher ist und viel schneller geht - in dem du aber andererseits zu einem Roboter wirst. Du steigst in den Zug, fährst nach Berlin und nach sechs Stunden Fahrt findest du dich in einem Raum wieder, wo du die kleinsten Sachen neu lernen musst, zumal hier wegen der deutschen Sprache, die mir vollkommen fremd ist, ein wenig Dunkelheit herrscht. Das ist eine Aufgabe, eine Arbeit, die gemacht werden muss. An diese Arbeit ging ich anfangs viel enthusiastischer heran als später. Ein Jahresstipendium in einem Land, dessen Sprache du nicht sprichst, ist eine besondere und schwierige Angelegenheit. Es kommt mir einfacher vor, in einem Land zu leben und zu lernen, wenn man ein langfristiges Ziel verfolgt: einen Studienabschluss zu machen, Geld zu verdienen oder sich dort niederzulassen. Bei einem Stipendium genießt man natürlich alle offiziellen Attribute des Komforts: Geld, eine Wohnung, und alle helfen einem oder bieten ihre Hilfe an. Du brauchst nur da zu sein, in dem Raum zu verharren. Das versetzt einen ein wenig in die Rolle eines Touristen, ein wenig in die eines Kindes. Aber ein Jahr dauert zu lange, um es als Tourist betrachten zu können oder - wie ich sagte - als Kind, also jemand, der etwas mehr oder weniger Rechte hat, jemand, der nicht ganz frei ist. Mit der sinnlichen Wahrnehmung ist es tatsächlich so, dass der Eingriff in den Automatismus zur Folge hat, dass alles - das Essen, die Gerüche, die Einrichtung des Badezimmers, die Menschen, denen man begegnet, deren Kleidungsstil, alles, was deine Augen und Ohren nicht gewohnt sind - in doppelter Schärfe registriert wird. Die Sprache verstehst du nicht, also wird die Audio-Schicht ausgeschaltet, die Sinne werden hierbei noch schärfer, denn alles musst du von der visuellen Schicht ablesen. Doch das reicht dem Gehirn für ein oder zwei Monate aus, danach musst du dir eine soziale Nische schaffen, in der du funktionieren kannst. Die Freundschaften aus deinem Wohnort lassen sich bei einer solchen Entfernung nicht pflegen. Du musst dich neu einrichten, was nicht so einfach ist, besonders wenn man nicht zur Uni oder zur Arbeit muss und zu keiner Gruppe gehört. Ich beklage mich natürlich nicht - das war für mich eine einmalige und spannende, aber auch nicht einfache Erfahrung. 

Die Schriftstellerin Grażyna Plebanek, die in Stockholm gelebt hat und sich zurzeit in Brüssel aufhält, sagt, dass sie in fremden Städten eine Art Autismus mag, wenn sie nicht alles verstehen kann, denn das ermöglicht ihr, sich zu konzentrieren. 

Ich verstehe das: Die Unmenge an Unsinn, die dich aus dem Radio, dem Fernsehen, aus den Bus- oder Telefongesprächen erreicht, das sind Megabytes, die deinem Gehirn permanent genommen werden. Daher kann die Art von Stille, in die du ohne die entsprechenden Sprachkenntnisse gerätst, toll und kreativ sein, aber nur bis zu einem gewissen Punkt, denn schließlich brauchst du auch einen Informationsaustausch. Den kann man zwar auf Englisch betreiben, aber das ist keineswegs zufriedenstellend, abgesehen davon funktioniert Englisch in Berlin nicht als erste Sprache und in der Regel begegnest du Menschen, deren Persönlichkeit im Englischen genauso eingeschränkt ist wie deine. 

Alle erzählen, Berlin sei dermaßen in Bezirke aufgeteilt, dass jeder von ihnen ein Dorf mit einer eigenen Infrastruktur darstellt. Siehst du es auch so? 

Charlottenburg, wo ich gewohnt habe, ist im Hinblick auf die ganze Stadt eine hermetisch abgeriegelte Welt: Man kann hier leben, ohne den Bezirk verlassen zu müssen. Warschau hat eine kleine Innenstadt, aber die ist das Zentrum; alle übrigen Bezirke sind schöner oder hässlicher, mehr oder weniger attraktive Schlafräume, während in Berlin jeder Bezirk sein Zentrum hat und eine unabhängige Welt bildet. 

Lebte es sich in Charlottenburg gut? 

Ja, abgesehen davon, dass sich meine Wohnung auf einer schwindelerregenden Höhe befand und es keinen Fahrstuhl gab; von unten nach oben schaffte man es höchstens zwei-, dreimal täglich, sonst bestand die Gefahr eines Herzinfarktes (auch wenn man einigermaßen sportlich ist). Sonst fand ich den Bezirk gut, auch wenn er seine dunklen Seiten hatte: Eine Reihe eleganter Wohnhäuser war von hinten gesehen ein Haufen Bordells und mit Sperma bespritzter Kacheln. Aber ich mochte diese Gegend, sie war ein wenig fein, ein wenig romantisch, ein wenig schäbig und sie roch sehr schön. Toll war die Nähe von thailändischen Restaurants, deren fanatische Liebhaberin ich damals war. 

Hat Dich Berlin mit seinem Essen ein wenig verführt? 

Es hat uns schon immer zur Verzweiflung gebracht, dass - egal ob im Frühling, im Sommer oder im Herbst, von 18.00 bis 23.00 Uhr - das Leben in Berlin draußen stattfand. In allen Cafés, Restaurants sitzen Menschen, die sich unterhalten und lachen. Das ist frustrierend, denn es wird dir klar, dass in Polen diese Kultur, in Restaurants zu essen und abends auszugehen, unterentwickelt ist. Auch wenn die Menschen Geld haben, verwenden sie es eher für den Aufbau und die Verschönerung ihrer Festungen, sie gehen nicht raus. Im Endeffekt gibt es in Polen weitaus weniger Restaurants, und diese sind auch weniger ansprechend. So gestaltet es sich leider auch mit der Warschauer Multikulturalität - die Tatsache, dass die thailändische, japanische und die anderen Küchen eine Extravaganz sind, eine kulinarische Perversion für Wohlhabende. Um sich überhaupt dafür zu interessieren, ist Geld nötig. Ich komme noch kurz auf die Multikulturalität zurück. Malina [Tochter von D.M.] besuchte in Berlin einen staatlichen Kindergarten. In Polen hatte sie vier Jahre lang keinen Kindergartenplatz bekommen, und in Berlin bekam sie sofort einen. Das scheint mir wichtig, denn der Kindergarten ist die erste Institution, die prägt und einen Einfluss darauf hat, welche Bürger im Jahre 2020 die Erde bewohnen werden. In Malinas Berliner Kindergarten gab es Kinder aller Rassen - es gab vielleicht zwei, drei Deutsche, und sonst waren es Japaner, Türken und zwei Polen. Da siehst du die Multikulturalität von unten, das ist von Anfang an selbstverständlich. Für Malina war das nicht mehr so selbstverständlich. Wir haben gerade darüber gesprochen: Wenn du es vom Kindesalter an nicht gewohnt bist, dass die Menschen unterschiedlich sind, erscheint es dir später nicht mehr normal. 

In "Wir kommen gut klar mit uns" sagt jemand über Warschau: "Gleich, wohin du gehst, gehst du über Leichen, über Leichen, über Leichen." Das kann wortwörtlich verstanden werden - denn wir leben in Warschau auf einem Friedhof - aber auch metaphorisch: Warschau ist eine Stadt, in die man kommt, um Karriere zu machen, nicht selten "über Leichen". 

Ich habe nie eine Situation erlebt, dass man nach Warschau zieht, um nach oben zu kommen. Dieses Gesicht der Stadt und diese Art Grausamkeit kenne ich nicht; ich weiß auch nicht, wie es ist, wenn du in der Stadt niemanden hast und zu kämpfen versuchst. Dieses Antlitz Warschaus setzt sich aus den Wohnungs- und Lebensmittelpreisen zusammen sowie aus der zwischenmenschlichen Atmosphäre, die nicht die beste ist - wie auch überall sonst, wo sehr reiche Menschen neben sehr armen leben. Es gibt einen Druck, eine industrielle Stimmung nach dem Motto "die Menschen gehen nicht, sondern sie rennen" und bis 17.00 Uhr sitzt niemand in einer Kneipe. In Berlin ist die Sozialhilfe viel besser, so kann man 300 oder 500 Euro im Monat bekommen und dazu eine Wohnung, man kann Dreadlocks tragen und Konzerte besuchen. Diese Möglichkeiten gibt es in Warschau nicht, also entweder nimmst du die alltäglichen Rackereien in Kauf oder du landest am Dworzec Centralny [Warschaus Hauptbahnhof, auf dem viele Obdachlose leben]. 

Und was magst Du an Warschau? 

Meinen Erfahrungen zufolge bilden alle Städte in Polen mit Ausnahme Warschaus einen gesellschaftlichen und intellektuellen Kessel. Warschau ist der einzige Ort, an dem man Anonymität erfahren und ein bisschen aufatmen kann. Diese Stadt ist riesig, hat viel Wildes an sich, viele Häuser, deren Fenster mit Brettern vernagelt sind, einen nicht regulierten Fluss. Warschau ist noch nicht von Beton, Glas und der Europäischen Union eingenommen worden, daher ist es noch halb wild und illegal. Außerdem sehnte ich mich nach dem Aufenthalt in Berlin danach, die Sachen von innen zu erleben. Selbstverständlich konnte ich mit Malina in ein Puppentheater gehen oder einen Yoga-Kurs besuchen, aber ich konnte nichts organisieren. Es ist Warschau, wo es die Menschen und Orte gibt, die mich betreffen, mit denen mich eine gemeinsame Geschichte verbindet, über die ich sagen kann, dass sie irgendwie zu mir gehören. Über Berlin kann ich das nicht sagen. Gleich wie toll und attraktiv alles ist - nichts hier gehört mir. 

Mit Dorota Masłowska sprach Agnieszka Drotkiewicz 

Aus dem Polnischen von Monika Satizabal Niemeyer