Editorial DIALOG | Ausgabe 114

Basil Kerski, Chefredakteur
Basil Kerski, Chefredakteur

 

In wenigen Monaten, am 17. Juni 2016, werden wir den 25. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages begehen. Der Vertrag symbolisiert die Neuordnung der bilateralen Beziehungen nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in Mitteleuropa und der Vereinigung Deutschlands. Zwar konnten Polen und Deutsche 1991 auf einen langen Verständigungsprozess seit den 1960er Jahren zurückblicken, doch eine wichtige Dimension der Beziehungen war vor 25 Jahren noch schwach ausgeprägt: die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die Volkswirtschaften Polens und Ostdeutschlands waren nach Jahrzehnten der ineffizienten, sozialistischen Kommandowirtschaft ruiniert. Nach einem Vierteljahrhundert der Transformation ist die wirtschaftliche Kooperation eines der wichtigsten Fundamente der deutsch-polnischen Beziehungen, deshalb wollen wir uns in der neuesten Ausgabe des Magazins DIALOG mit der ökonomischen Dimension der Beziehungen und den Wirtschaftskulturen beider Länder befassen. Polens Wirtschaft hat sich nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks neue Märkte im Westen erschlossen. Deutschland ist heute Polens wichtigster Handelspartner, und für deutsche Unternehmen ist der polnische Markt heute weit wichtiger als der Russlands. Deutsche Unternehmen sind von der ökonomischen und politischen Entwicklung der Russischen Föderation enttäuscht, Polens Wirtschaft dagegen hat in den letzten zehn Jahren mit ständigem Wachstum in Zeiten der Krise des Euroraums positiv überrascht. Eine starke Binnennachfrage, eine stabile Finanzpolitik des Staates, gut ausgebildete Fachkräfte, Rechtssicherheit, ein dynamischer Mittelstand und hohe ausländische Investitionen sind die Fundamente des polnischen Wachstums. Wird diese Erfolgsgeschichte in den nächsten Jahren ihre Fortsetzung erfahren? Diese Frage stellen sich derzeit viele Politik- und Wirtschaftsexperten angesichts der Fehlstarts der neuen PiS-Regierung. Mit der Einschränkung der Kompetenzen des Verfassungsgerichts und einer nationalistischen Rhetorik hat die neue Regierung das Renommee Polens beschädigt. Polens Ruf als einer berechenbaren, liberalen Demokratie steht auf dem Spiel. Viele Experten machen sich Sorgen, dass das schlechte politische Klima die ökonomische Entwicklung Polens hemmen könnte. Schon jetzt ist abzusehen: 2016 wird ein entscheidendes Jahr für Polen und die deutsch-polnischen Beziehungen.

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