Editorial DIALOG | Ausgabe 111

Basil Kerski, Chefredakteur
Basil Kerski, Chefredakteur

 

Vor 15 Jahren, zu Beginn des neuen Jahrhunderts, präsentierten die Außenminister Polens und Deutschlands, Bronisław Geremek und Joschka Fischer, ihre Vision von der Entwicklung der deutsch-polnischen Nachbarschaft. Sie erkannten damals in der Grenzregion an der Oder und Neiße das Potenzial für ein europäisches Zentrum der Zusammenarbeit, der Modernisierung und Innovation. In den letzten eineinhalb Jahrzehnten hat sich diese Grenzregion durch die EU-Osterweiterung und Polens Beitritt zum Schengen-Abkommen grundlegend gewandelt: Grenzkontrollen sind entfallen, die Arbeitsmärkte sind offen, Woiwodschaften und Bundesländer arbeiten in der Oder-Partnerschaft zusammen, Menschen sind sich nähergekommen – doch ein Innovationszentrum von europäischer Bedeutung ist an der Oder und Neiße nicht erkennbar. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke rät im Gespräch mit unserer Redaktion zu etwas mehr Geduld. Er erinnert daran, echte grenzüberschreitende Kooperation sei erst seit dem Zusammenbruch des Sowjetblocks möglich. „Auf Augenhöhe begegnen wir uns erst, seitdem Polen 2004 der EU beigetreten ist. Elf Jahre sind eine historisch kurze Zeitspanne“, sagt Woidke im neuesten DIALOG. Große Fortschritte sieht er allerdings in der Mentalität der Grenzbewohner: Die Fremdheit, die jahrzehntelang entlang der Oder Polen und Deutsche trennte, sei in den letzten Jahren gegenseitigem Respekt gewichen. Auf diesen positiven Einstellungen könne emotionale Nähe wachsen, so Woidke. Brandenburgs Ministerpräsident ist seit Anfang 2014 auch als Koordinator der Bundesregierung für die zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen tätig und damit einer der wichtigsten Akteure der deutsch-polnischen Nachbarschaft. In unserem Gespräch analysiert Dietmar Woidke nicht nur die Entwicklung der Grenzregion, sondern er stellt unseren Lesern auch seine bilaterale Agenda vor. In der finanziellen Stärkung des Jugendaustausches sowie im Ausbau der Bahnverbindungen und des Polnisch-Unterrichts in Deutschland sieht er seine wichtigsten Aufgaben als Koordinator. Besondere Aufmerksamkeit will Brandenburgs Ministerpräsident der Pflege des zivilgesellschaftlichen Netzwerks widmen. Das Engagement zahlreicher Bürger, Vereine und Stiftungen bilde das Fundament der deutsch-polnischen Partnerschaft, erklärt Dietmar Woidke. Diese Perspektive wird bei unseren Lesern sicherlich auf viel Zustimmung stoßen.

 

Basil Kerski

 

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